Konzept

Konzept für neues Leben in der Kirche St. Karl Borromäus, Köln-Sülz

Ziel der Nutzungserweiterung

Die Kirche „St. Karl Borromäus“ gehört zur Kirchengemeinde St. Nikolaus und Karl Borromäus. In der Kirche werden wöchentlich zwei Messen gefeiert. Hinzu kommen besondere Gottesdienste an verschiedenen Feiertagen sowie Schul- und Kindergartengottesdienste.

Im November 2020 richtete die katholische Gemeinde in Kooperation mit der Stiftung des 1. FC Köln am Kirchort die „FC-Lebensmittelausgabe an St. Karl“ ein. Gestartet ist die Ausgabe mit gut fünf Engagierten und weniger als 50 Gästen aus Sülz, Klettenberg und Lindenthal. In den ersten drei Jahren wurden durch die Ausgaben insgesamt 1.700 Menschen unterstützt, rund 600 aus Sülz und Klettenberg, etwa 600 Geflüchtete aus der Ukraine und knapp 500 aus anderen Stadtteilen. Mittlerweile erhalten jede Woche rund 500 Gäste Unterstützung von knapp 100 Ehrenamtlichen. Seit Mai 2023 zusätzlich an jedem zweiten Samstag unterstützen die Engagierten weitere 200 Menschen, die bei den Ausgabestellen in ihren Stadtteilen abgelehnt wurden.

Für den Hl. Laurentius – hier im Meistermann-Fenster in St. Karl – sind die Armen der „Schatz der Kirche“

Seit Mitte 2022 wurde das Angebot um eine Ausgabe von gebrauchter Kleidung und Waren aus Haushaltsauflösungen erweitert. Der Veedelsschrank, die Kleiderkammer von St. Bruno, ist Ende 2023 in an St. Karl angrenzende Räume gezogen. „Sülz und Pfeffer“, eine Gruppe von knapp zehn weiteren Engagierten, kocht jeden Mittwoch im Caritas-Zentrum unter der Kirche ein warmes Essen, auch für Menschen, die nicht aus dem Einzugsgebiet von St. Karl stammen. Die Caritas unterstützt Hilfesuchende an den Ausgabetagen mit Beratung, Clearing und Formularhilfe.

In der Kapelle der Kirche wird ein Café eingerichtet, in dem die Menschen während der Wartezeit mit kostenlosen Getränken und freundlicher Zuwendung gestärkt werden. Vorrangiges Ziel der Ausgabe ist nämlich nicht die Versorgung mit Lebensmitteln, Kleidung oder Essen, sondern der wertschätzende Umgang und die Aufwertung von Menschen, die sich selbst als von der Gesellschaft ausgeschlossen oder am Rand stehend empfinden. Die Bedürftigen sollen spüren, dass sie kostbare Menschen sind.

– Die Raumgestaltung muss entsprechend einladend sein. Sie wird alle Sinne ansprechen: durch eine schön gestaltete Inneneinrichtung, durch besondere, punktuelle Akzente: natürliche und ruhige Klänge, die die heilsame Ruhe des Kirchraums unterstützen z.B. durch einen Brunnen mit plätscherndem Wasser, Klangkörper, Windspiele etc. Die sinnliche Wahrnehmung kann z.B. durch große Pflanzen, oder sogar einen Baum im Kirchenraum betont werden …

– Sämtliche inhaltlichen Angebote sprechen alle Aspekte des menschlichen Erlebens an und zwar sowohl intellektuell und sprirituell, als auch sinnlich.

– Der Umgang aller Engagierten mit den Menschen, die die Kirche betreten, ist wesentlich geprägt von freiheitlichem Wohlwollen, individueller Wertschätzung und uneingeschränkter Akzeptanz, gänzlich unabhängig vom persönlichen Hintergrund des Gastes.

Die provisorische Einrichtung und Nutzung während der Planungsphase der Innenraumgestaltung

Die ursprünglich als reiner Gottesdienstort geplante Kirche soll diesen Charakter nicht nur beibehalten, sondern ausweiten. Das neue, breit aufgestellte und zukunftsfähige Angebot soll sich dafür an möglichst viele Menschen richten. Durch die bestehenden Unterstützungsangebote hat die Kirche bereits eine starke caritative Prägung bei am gleichen Ort gefeierten Gottesdiensten. Es liegt im Sinne einer am Menschen orientierten, religiösen Haltung der Nächstenliebe auf der Hand, beide Bereiche miteinander zu verknüpfen: „Leben in St. Karl – hält Leib und Seele zusammen!“

Die Nutzung als „Kirche für Leib und Seele“ legt eine Gliederung mit Schwerpunkten nahe. Den Raum variabel teilende Schränke schaffen bedarfsgemäß caritativ oder spirituell genutzte Bereiche. Der erhöhte Altarraum bildet als „Raum für Heiliges“ ein sakrales Zentrum.

Alle neuen Möbel sind mobil und frei im Raum beweglich. So ist eine maximale Flexibilität bei der Raumgestaltung möglich: sowohl für Gottesdienste mit einer Handvoll Besucher*innen, als auch für Feiern an Hochfesten mit mehreren hundert Teilnehmenden, ebenso wie für Lebensmittel- und Warenausgaben.

Das Umfeld der Kirche

Die Kirche St. Karl Borromäus, Zülpicher Straße 275 ist die kleinere Filialkirche der Kirchengemeinde. Die ehemaligen Pfarrräume im Fundament der Kirche hat der Caritasverband der Stadt Köln gemietet und dort das „Internationale Caritas-Zentrum“ für Gruppen aus unterschiedlichen Nationen eingerichtet. Die Räume werden über das caritative Angebot hinaus auch von Chören, Yoga-, Theater- oder anderen Interessensgruppen der Umgebung genutzt.

Eine vorkonziliare Messe in den 50ern
Bänke mit Platz für rund 400 Menschen
Nach dem Abtransport der Bänke Ende Januar 2023

Bevölkerung vor Ort

Die Verteilung von sozial starken Bevölkerungsschichten (grün) und der sozial schwächeren (orange)

In Köln gibt es rund 154.000 Menschen, die einen Köln-Pass besitzen, in Sülz, Klettenberg und Lindenthal leben davon insgesamt über 4.000 (Stand 12/2022) sowie mehr als 2.000 SGBII-Leistungsberechtigte (Stand 12/2021). Der Köln-Pass wird sozial schwachen Menschen ausgestellt, also z.B. Empfänger*innen von Grundsicherung, Asylbewerber*innen und anderen Bezieher*innen staatlicher Transferleistungen. Der Pass wird als Berechtigungsnachweis u.a. für die meisten Lebensmittel- und Kleiderausgabestellen genutzt.

Nahe der Kirche St. Karl leben viele sozial schwächere Menschen. Schräg gegenüber der Kirche, an der Joseph-Stelzmann-Straße, Ecke Zülpicher Straße, befindet sich ein Haus für Geflüchtete, deren Familien nahezu komplett von den Ausgaben in St. Karl unterstützt werden. Nahe des Schillergymnasiums leben weitere Geflüchtete in Containerwohnungen.