Ein Feigenbaum zieht ein

Einen lebendigen Baum in der „Kirche für Leib und Seele“ aufzustellen war ein großer Traum, jedoch nicht leicht umzusetzen. Ein künstlicher Baum ist keine Option, denn eine leblose Plastikattrappe passt nicht zu einem lebendigen Ort. Aber nur wenige Pflanzen kamen durch die besonderen Herausforderungen in der Kirche in Frage. Doch mit Hilfe der Gärtnerei Müller aus Weiden konnten wir einen genügsames Gewächs finden, das mit den lichtarmen Verhältnissen der Kirche gut leben kann: der australische Feigenbaum, Ficus rubiginosa australis.

Am 10. Mai brachte Herr Müller sen. selbst den Baum nach St. Karl und half ihn aufzustellen. Er gab einige Tipps für die Pflege des rund 25 Jahre alten Baumes, der vor allem durch den Verein St. Karl finanziert werden konnte. Der fast 4 Meter hohe Baum muss sich nun an die neue Umgebung gewöhnen. Etwa drei bis vier Monate wird er dafür benötigen und dabei möglicherweise ein paar Blätter lassen müssen. Die Gärtnerei steht im Hintergrund zur Verfügung und wird auch über die Eingewöhnungszeit hinaus ansprechbar bleiben. Denn wie jedes Lebewesen kann der Ficus krank werden. Wesentlich ist dann eine fürsorgliche und stärkende Begleitung … wie bei allen Angeboten an St. Karl!

Der Feigenbaum hat übrigens in vielen Religionen eine besondere Bedeutung: Für die Juden ist er eines der Merkmale des Gelobten Landes (Dtn 8,8). Zusammen mit dem Olivenbaum ist der Feigenbaum für Moslems ein Bild für gottgeschenkte Fülle und wird in Sure 95 ausdrücklich hervorgehoben. Unter einem Feigenbaum soll Buddha Siddhartha Gautama seine Erleuchtung erlangt haben. Und in der Bibel spielt er an zahlreichen Stellen eine besondere Rolle, z.B. bei der Berufung des Philippus, oder beim Propheten Micha, wo der Feigenbaum ein Ort des Friedens und der Sicherheit ist:

Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzen zu Winzermessern. Sie erheben nicht mehr das Schwert, Nation gegen Nation, und sie erlernen nicht mehr den Krieg. Und ein jeder sitzt unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum und niemand schreckt ihn auf.
(Mi 4,3-4)